„Samson und Herkules in einer Figur“

Man muss es einmal deutlich sagen: Männer in Strumpfhosen sehen zuweilen etwas seltsam aus. Das gilt für die alten Robin-Hood-Filme mit Errol Flynn, denen Mel Brooks seinerzeit eine filmische Persiflage namens „Helden in Strumpfhosen“ widmete genauso wie, etwas abgeschwächt, für Balletttänzer. Auf der Bühne, bei „Schwanensee“ oder dem „Sacre de Printemps“ ist das in Ordnung, in anderen Zusammenhängen sieht es albern aus. Stellen Sie sich doch einmal Wladimir Putin in Strumpfhosen vor… Einer, über den sich trotz seiner äußerst enganliegenden blauen Hosen wohl niemand lustig machen wird, hat in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag gefeiert und wird heute in Kanada mit der Herausgabe einer Serie von Sondermarken geehrt: „Superman“. „Ich lag im Bett und zählte Schafe“, erinnert sich dessen Erfinder Jerry Siegel, „als ich plötzlich eine Eingebung hatte. Ich erfand eine Figur, die Samson, Herkules und alle starken Männer, von denen ich je gehört hatte, zusammenfasste“.

Superman auf Briefmarke aus Kanada 1995

Bereits 1995 brachte Kanada eine Briefmarke mit Superman heraus, MiNr. 1515.

Siegels Freund Joe Shuster sorgte für die zeichnerische Umsetzung der Idee für den ersten Superhelden und zusammen boten die beiden ihre Idee verschiedenen Verlagen an, zunächst erfolglos, bis die „National Comics“ (später: „DC“: „Detective Comics“) Interesse zeigten. Und nun begingen Shuster und Siegel einen schweren Fehler: Für ein paar Dollar verkauften sie die Rechte an ihrer Figur an den Verlag. In der ersten Ausgabe der „Action Comics“ vom Juni 1938 (tatsächlich aber schon am 18. April 1938 erschienen), hatte „Superman“ seinen ersten Auftritt. Und der linkische bebrillte Journalist Clark Kent, der in Wirklichkeit ein Superheld von einem fremden Planeten ist, schien einen Nerv zu treffen: Das Heft mit dem „Mann aus Stahl“ auf dem Titelbild wurde ein phänomenaler Verkaufserfolg, und als mehr als eine Million Exemplare verkauft worden waren, entschied man sich, der Figur eine eigene Heftserie zu widmen. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Ab 1940 gab es in Kanada und den USA eine „Superman“-Radioshow, die dreimal wöchentlich ausgestrahlt wurde, und bereits 1941 erschienen die ersten Zeichentrickfilme.

Superman auf Briefmarke aus den USA von 2006

Zieht sich gern in Telefonzellen oder dunklen Gassen um: Clark Kent alias Superman auf Briefmarke aus den USA von 2006, MiNr. 4136

Nur im Deutschen Reich konnte der fliegende Capeträger sich nicht durchsetzen, denn, so Propagandaminister Joseph Goebbels 1942: „Superman ist ein Jude!“ Erst Mitte der 1960er Jahre gelang ein erneuter Anlauf der Comics in Deutschland. Da der Verlag sich weigerte, Siegel und Shuster, der wegen eines Augenleidens nicht mehr selbst zeichnen konnte, am finanziellen Erfolg ihres Produkts zu beteiligen, trennten die beiden sich 1947 von „DC“. Erst 1978 bekamen beide eine jährliche Rente vom Verlag zugesichert und wurden fortan als Schöpfer genannt. Im gleichen Jahr startete Christopher Reeve dann auch als „Superman“ den Siegeszug in den Kinos. 2013 kam, rechtzeitig zum Geburtstag, ein neuer „Man of Steel“ in die Kinos, zu dem die Kanalinsel Jersey, Geburtsort des Hauptdarstellers, auch flugs sechs Briefmarken auflegte, die mit allerlei drucktechnischen Besonderheiten aufwarten. Zuvor hatten bereits die USA und Kanada (Joe Shuster wurde in Toronto geboren…) den fliegenden Superhelden, der schon unzählige Male die Welt rettete, philatelistisch gewürdigt. Heute erscheint nun „Superman“ in Kanada als Markenheftchen mit fünf Motiven, die jeweils den Helden aus der Feder fünf verschiedener Zeichner abbilden, die Heftchencover gibt es in fünf Versionen mit verschiedenen Titelbilder. Zusätzlich gibt es auch noch eine Rollenmarke mit dem berühmten rot-gelben „S“-Signet. Kein wirklich kostengünstiges Vergnügen für Sammler, aber nach oben hin sind bei wahrer Leidenschaft ja keine Grenzen gesetzt: Das allererste „Superman“-Heft von 1938 wurde im Jahr 2011 für mehr als 2 Millionen Dollar versteigert …

Authored by: Udo Angerstein

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